Emma Adler
STRG-Z
06.09. – 19.10.2024
On STRG-Z
Emma Adler nimmt sich in ihrer Arbeit der rassistischen Normalzustände hinter scheinbar harmlosen bürgerlichen Fassaden an. Die Künstlerin isoliert die unheimlichen Elemente KI-generierter Propaganda und verdichtet sie in einer immersiven Installation. Damit macht sie die Widersprüche des Extremismus in der Mitte der deutschen Gesellschaft sichtbar.
Während des Fastenmonats Ramadan postete ein Kreisverband der Alternative für Deutschland ein KI-generiertes Sharepic, bei dem die Gesichter der Gäste auf einer Grillparty grotesk verzerrt sind. Sie wirken wie eine unfreiwillige Allegorie auf die Zombieartige Rückkehr des Faschismus, und diese Elemente isoliert und verdichtet Adlers Ausstellung in eine immersive Installation. Dabei erinnern die Zaunelemente im Ausstellungsraum nicht nur an Heim und Garten, sondern auch an brutale Mechanismen von Ein- und Ausschluss. Ein Video erzählt subtil vom Schrecken, der mit dieser Wiederkehr des Völkischen einhergeht; Zombies agieren als die Wiedergänger des Faschismus. Eine sich langsam ändernde Stimmung durch Sound und Licht lässt Betrachter*innen allmählich eintauchen in eine Umgebung aus Bruchstücken verschiedener Realitäten.
Vogelzwitschern, Lachen und das Knistern des Feuers, eine Feier hinter einem hohen Zaun zeichnen ein Bild von Heimat, einem Begriff, der alles andere als neutral ist. Das Wort verspricht Zugehörigkeit und Zuhause, aber es gehört genauso ins Vokabular der Rechtsextremen. Es wird zum Instrument menschenfeindlicher Ideologie und zum Vorwand von Gewalt. Adler ist an dieser Verbindung von Heimat und dem Unheimlichen interessiert.
Ihre neue Ausstellung in der Galerie Anton Janizewski setzt einen Themenkomplex fort, an dem Adler schon lange arbeitet. Die Künstlerin widmet sich in ihrer Arbeit der Verschränkung von virtuellen und physischen Welten, und in multimedialen Installationen verbindet sie die Auswüchse faschistischen Diskursen und deep fakes in den Bildwelten des Alltags.
Beispielsweise für eine Installation in der Berliner Akademie der Künste griff Adler den Begriff der Wahrheit und seine ständigen Veränderungen auf, besonders wenn digitale Medien für politische Propaganda benutzt werden. Eine vorherige Werkreihe setzte genau an den Punkten an, wo sich die digitale und physische Welt treffen, wo das Virtuelle den Sprung ins Reale unternimmt.
Thematisch behandelte Adler ab 2020 Verschwörungsideologien und Esoterik im postfaktischen Zeitalter, die nach dem Covid-Lockdown ihren Weg von Internetforen in den Mainstream gefunden haben. Auch rein formal verschränkt die Künstlerin Realitätsebenen, wenn zum Beispiel ihre Installationen gleiche Motive wiederholen wie Texturen oder Objekte in einem Videospiel. Adler ist fasziniert von Glitches, den Elementen, die unabhängig Bedeutung tragen und – oft – die Lüge entlarven, wo der Begriff der Wahrheit flüchtig wird. So machen auch in ihrer neuen Ausstellungen die KI-verzerrten Gesichter aus der AfD-Propaganda einen rassistischen Normalzustand hinter der bürgerlichen Fassade sichtbar.
Adler beobachtet Devirtualisierung – so könnte man die Phänomene beschreiben, bei denen digitale und physische Realitäten aufeinandertreffen, und bei denen eine Transformation geschieht. Die Ideologien von Gemeinschaften, die sich zunächst im Internet finden, brechen sich in der Öffentlichkeit Bahn. Adlers Arbeit ist zutiefst politisch, aber nicht in einem didaktischen Sinn. Sie betreibt keine Bildarchäologie des Internets, obwohl ihre Werke fest in digitalen Welten verwurzelt sind – aber eben nicht nur. Sie macht in ihren Installationen Ideologien auf einer abstrakten Ebene sichtbar.
— Philipp Hindahl
Press ⁞
Selected Works ⁘
Exhibition Views ລ
Emma Adler (*1980 in Besch, lebt und arbeitet in Berlin) setzt sich in ihren raumgreifenden, multimedialen Installationen mit den Themenkomplexen Original, Kopie und Fake sowie Virtualität und Realität auseinander. Ihr Fokus liegt auf Verschwörungstheorien und der damit einhergehenden Frage nach verschiedenen Realitätsebenen. In dem vermeintlich Sicheren oder den unvermuteten Verstörungen entstehen Verwirrungen, die als Grundlagen ihrer Arbeiten dienen. Adlers Installation lassen sich als vielschichtige Versuchsanordnungen verstehen, die unsere Ansichten zum Verhältnis von Wirklichkeit und medialer Realität hinterfragen.
Emma Adler
STRG-Z
06.09. – 19.10.2024
On STRG-Z
Emma Adler nimmt sich in ihrer Arbeit der rassistischen Normalzustände hinter scheinbar harmlosen bürgerlichen Fassaden an. Die Künstlerin isoliert die unheimlichen Elemente KI-generierter Propaganda und verdichtet sie in einer immersiven Installation. Damit macht sie die Widersprüche des Extremismus in der Mitte der deutschen Gesellschaft sichtbar.
Während des Fastenmonats Ramadan postete ein Kreisverband der Alternative für Deutschland ein KI-generiertes Sharepic, bei dem die Gesichter der Gäste auf einer Grillparty grotesk verzerrt sind. Sie wirken wie eine unfreiwillige Allegorie auf die Zombieartige Rückkehr des Faschismus, und diese Elemente isoliert und verdichtet Adlers Ausstellung in eine immersive Installation. Dabei erinnern die Zaunelemente im Ausstellungsraum nicht nur an Heim und Garten, sondern auch an brutale Mechanismen von Ein- und Ausschluss. Ein Video erzählt subtil vom Schrecken, der mit dieser Wiederkehr des Völkischen einhergeht; Zombies agieren als die Wiedergänger des Faschismus. Eine sich langsam ändernde Stimmung durch Sound und Licht lässt Betrachter*innen allmählich eintauchen in eine Umgebung aus Bruchstücken verschiedener Realitäten.
Vogelzwitschern, Lachen und das Knistern des Feuers, eine Feier hinter einem hohen Zaun zeichnen ein Bild von Heimat, einem Begriff, der alles andere als neutral ist. Das Wort verspricht Zugehörigkeit und Zuhause, aber es gehört genauso ins Vokabular der Rechtsextremen. Es wird zum Instrument menschenfeindlicher Ideologie und zum Vorwand von Gewalt. Adler ist an dieser Verbindung von Heimat und dem Unheimlichen interessiert.
Ihre neue Ausstellung in der Galerie Anton Janizewski setzt einen Themenkomplex fort, an dem Adler schon lange arbeitet. Die Künstlerin widmet sich in ihrer Arbeit der Verschränkung von virtuellen und physischen Welten, und in multimedialen Installationen verbindet sie die Auswüchse faschistischen Diskursen und deep fakes in den Bildwelten des Alltags.
Beispielsweise für eine Installation in der Berliner Akademie der Künste griff Adler den Begriff der Wahrheit und seine ständigen Veränderungen auf, besonders wenn digitale Medien für politische Propaganda benutzt werden. Eine vorherige Werkreihe setzte genau an den Punkten an, wo sich die digitale und physische Welt treffen, wo das Virtuelle den Sprung ins Reale unternimmt.
Thematisch behandelte Adler ab 2020 Verschwörungsideologien und Esoterik im postfaktischen Zeitalter, die nach dem Covid-Lockdown ihren Weg von Internetforen in den Mainstream gefunden haben. Auch rein formal verschränkt die Künstlerin Realitätsebenen, wenn zum Beispiel ihre Installationen gleiche Motive wiederholen wie Texturen oder Objekte in einem Videospiel. Adler ist fasziniert von Glitches, den Elementen, die unabhängig Bedeutung tragen und – oft – die Lüge entlarven, wo der Begriff der Wahrheit flüchtig wird. So machen auch in ihrer neuen Ausstellungen die KI-verzerrten Gesichter aus der AfD-Propaganda einen rassistischen Normalzustand hinter der bürgerlichen Fassade sichtbar.
Adler beobachtet Devirtualisierung – so könnte man die Phänomene beschreiben, bei denen digitale und physische Realitäten aufeinandertreffen, und bei denen eine Transformation geschieht. Die Ideologien von Gemeinschaften, die sich zunächst im Internet finden, brechen sich in der Öffentlichkeit Bahn. Adlers Arbeit ist zutiefst politisch, aber nicht in einem didaktischen Sinn. Sie betreibt keine Bildarchäologie des Internets, obwohl ihre Werke fest in digitalen Welten verwurzelt sind – aber eben nicht nur. Sie macht in ihren Installationen Ideologien auf einer abstrakten Ebene sichtbar.
— Philipp Hindahl
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Selected Works ⁘
Exhibition Views ລ
Emma Adler (*1980 in Besch, lebt und arbeitet in Berlin) setzt sich in ihren raumgreifenden, multimedialen Installationen mit den Themenkomplexen Original, Kopie und Fake sowie Virtualität und Realität auseinander. Ihr Fokus liegt auf Verschwörungstheorien und der damit einhergehenden Frage nach verschiedenen Realitätsebenen. In dem vermeintlich Sicheren oder den unvermuteten Verstörungen entstehen Verwirrungen, die als Grundlagen ihrer Arbeiten dienen. Adlers Installation lassen sich als vielschichtige Versuchsanordnungen verstehen, die unsere Ansichten zum Verhältnis von Wirklichkeit und medialer Realität hinterfragen.